„Dieser Wald ist voller Geschichten“, sagt Aleksander Waszkiewicz und zieht seine buschigen Augenbrauen hoch, „man muss sie nur finden.“ Er schaut sich um, zeigt auf einen abgeknickten Ast, an dem das Laub noch nicht welkt. Und dort am Baum, „sehen Sie“, etwas Rinde ist abgefressen. Jedes Detail könne wichtig sein, bereits die Spur einer Spur könne Aufschluss geben, seien es bloß umgedrehte Blätter oder Steine, die verschoben oder im Matsch versunken sind. Er ist ein Meister im Lesen von Wildtierfährten, ein Detektiv des Waldes. Er trägt eine olivgrüne Uniform, die ihn mit der Schirmmütze ein wenig wie ein Polizist aussehen lässt. Um seinen Hals baumelt ein Fernglas. Manchmal vergisst er es abends abzunehmen, da er sich so daran gewöhnt hat. „Wenn ich länger als einen Tag nicht hier bin, werde ich unruhig“, sagt er. Einmal haben er und seine Frau gar einen Sommerurlaub in Masuren abbrechen müssen, da ihn das Heimweh plagte. „Im Wald lasse ich alle Probleme hinter mir. Es ist wie eine Reinigung – jedes Mal.“ Seit fast 40 Jahren arbeitet Waszkiewicz als Parkranger im letzten Urwald Europas, im Nationalpark Bialowieza im Nordosten Polens an der Grenze zu Weißrussland.