Wo und wann verschickt man Flaschenpost? Wenn man am Meer ist. Im Urlaub. Wenn man Zeit hat. Doch oft fehlen Flasche, Stift oder Zettel. Die Idee: Ein Automat, der alles ausspuckt, was man braucht. Für 2 x 1 Euro.
Heute gibt es Automaten für alles. Für Eiswürfel. Für Eier. Für Grablichter und Krawatten. Für Fahrradschläuche und Regenschirme. Für Würstchen. In Bibliotheken kann man sich Ohrstöpsel ziehen. In Paris Obst und Gemüse. In jedem belgischen Dorf frisches Brot. In einer katholischen Kirche in Hamburg gibt es die Bet-Box, ein Automat für Rosenkränze. Und ein Berliner Künstler hat einen Passbildautomaten zu einem Gebetomat umgebaut. Fünf Minuten für 50 Cent. Das Gebet kommt von Band. Es kann zwischen vielen Religionen in 65 Sprachen gewählt werden.
So ein Automat kann ein gutes Geschäftsmodell sein, wenn man ihn an den richtigen Ort stellt. Ein Flaschenpostautomat zum Beispiel sollte nicht in einer Fußgängerzone oder auf dem Gipfel eines Berges stehen. Er muss ans Meer. Möglichst dann, wenn die Strände voll sind. Im Sommer. In den Ferien. An einem Wochenende. Eine schöne Idee, wie ich fand. Also besorgte ich mir einen gebrauchten Kaltgetränkeautomaten im Internet. Einen Sielaff FK60. Baujahr 1974. Das war das Jahr, in dem Willy Brandt zurücktrat und Helmut Schmidt Bundeskanzler wurde. Die Ramones spielten ihre ersten Konzerte. Erich Kästner starb. Barbara Schöneberger wurde geboren. Und der FK60 war das Nonplusultra in der Automatenwelt. Ein Gerät, das die Herzen aller Automatenliebhaber höher schlagen ließ. Mit sechs Ausgabeklappen für Flaschen. Mit Doppelgeldkanal und einer elektrischen Kühlung, die ich allerdings ausgebaut habe, um Gewicht zu sparen. Wer will schon gekühlte Flaschenpost?
Jetzt wiegt der Automat nur noch schlappe 80 Kilo – ohne Flaschen. Ich habe ihn in einem maritimen Blau lackiert. Ich habe ein weißes Schild mit blauer Schrift drucken lassen und an die Front geschraubt: FLASCHENPOST. Alles ganz einfach, aber schön. Ich habe 100 elegant geschwungene Flaschen aus etwas dickerem Klarglas besorgt. Sie tragen den Namen Aladin. Dazu 100 Korken, 100 Briefbögen und 100 Bleistifte. Alles, was man für eine schöne Flaschenpost so braucht. Eine Art Starterpaket. Und dann habe ich den Automaten während der Sommerferien an die Strände der Ostsee gestellt und gewartet, was passiert. Es sollten interessante Tage werden.
Dies ist ein Textauszug. Lesen Sie die ganze Geschichte in Flaschenpostgeschichten. Von Menschen, ihren Briefen und der Ostsee.
ÜBRIGENS: Wer den Flaschenpostautomaten für Schifffahrten, TV- oder Filmaufnahmen, Familien- oder Betriebsfeiern mieten möchte, schreibt bitte an: kontakt@lueckundlocke.de