Noch eine halbe Stunde bis zur Sendung. Ilze hat Blumen im eigenen Garten gepflückt, die heute als Dekoration dienen sollen. Eine Kamera, ein 500-Watt-Scheinwerfer, ein Tisch, ein Stuhl, ein Mikrofon – fertig ist das TV-Studio. Schnell noch etwas Lippenstift und Ohrringe angesteckt. „Achtung Schatz“, ruft ihr Mann aus dem Nebenraum. Ein Schalter wird umgelegt, Ilze ist jetzt auf dem Bildschirm zu sehen. „Guten Abend meine Damen und Herren!“ Jeder im Ort kennt Vilanu TV.Dreimal die Woche flimmert das hausgemachte Privatfernsehen in den Wohnzimmern von Vilani, einem Dorf weit im Osten Lettlands, wo keine 4000 Menschen leben. Die Einschaltquoten sind traumhaft. Die Menschen bekommen Nachrichten aus der Nachbarschaft und einen Ausschnitt ihrer eigenen Wirklichkeit präsentiert. Montags, mittwochs und freitags ab 19.20 Uhr – eine Stunde lang. „Mehr Sendezeit können wir nicht füllen“, sagt Ilze, „wir sind ja nur zu zweit.“ Sie und ihr Mann: der kleinste Fernsehsender Europas. Sie steht vor, er hinter der Kamera.